Xi‘an

Samstag, 20.10.2018

Am Samstag, den 20.10.2018 mußten wir schon um 05.15 Uhr aufstehen, Abfahrt zum Bahnhof Beijing war um 6.30 Uhr und der High Speed Train nach Xi’an ging um 08.16 Uhr – aber genauestens und pünktlichst. Da kann sich die Deutsche Bahn eine Scheibe abschneiden. Unser Reiseführerin Lisa brachte uns noch in das richtige Zugabteil und verabschiedete sich von uns mit ein paar Tränchen in den Augen. Ich glaube, sie hat die Zeit mit uns genau so genossen, wie wir mit ihr. Hatten wir sie doch auch viel „aussertouristisches“ gefragt und auch hinterfragt, was sie uns sehr gerne ehrlich beantwortet und erklärt hat.

Die Zugfahrt war sehr angenehm, dauerte ziemlich genau 6 Stunden und wir genossen das „Spazieren schauen“. Die Strecke Peking-Xi’an beträgt ca. 1.200 km – teilweise fuhren wir 307 km/h, die Zeit verging flott und wir kamen wie geplant um 14.12 Uhr in Xi’an an. Unsere Reiseleiterin Virginia nahm uns in Empfang und brachte uns zunächst kurz zum Frischmachen in unser Hotel. Nach einer Stunde wurden wir wieder abgeholt und zunächst zu den Wasserspielen an der großen Wildganspagode geführt.

Hier sieht man nette Wasserspiele zu traditioneller chinesischer und auch klassischer Musik – leider kam der Regen nicht nur showtechnisch von unten geplant sondern auch von oben. Machte uns aber nix aus – wir sind ja nicht aus Zucker.
Die große Wildganspagode ist das Wahrzeichen der Stadt Xi’an – ein gut erhaltener, heiliger Ort für Buddhisten mit 1.300-jähriger Geschichte. Die Pagode wurde im Jahr 652 während der Tang-Dynastie erbaut und hatte ursprünglich fünf Stockwerke.
Dann gibt es noch die kleine Wildganspagode. Sie ist einer der am besten erhaltenen Buddhatempel aus der Tang-Dynastie. Als eine der berühmtesten historischen Stätten in Xi’a gilt sie als kunstvolles und wertvolles buddhistisches Architekturerbe der Tang-Dynastie.
Danach marschierten wir zum Nachtmarkt in Xi’an – was ein Trubel – ich hatte Mühe, neben dem Fotoapparat auch noch Männe und unsere Reiseleiterin im Auge zu behalten.

Hier gibt es vorallem Essen – alle Arten von Essen – auch uns nicht so bekanntes Essen – fritierte Würmer, Insekten eingelegt in diverse Gewürze, Obst, Fisch, Oktopus und Krebse am Spieß und 1000-e von Gewürzen.

Wir waren nach zwei Stunden Markt total erschlagen von all den neuen Eindrücken und dem Trubel. Unsere Reiseleiterin deckte sich noch mit diversen „Spezialitäten“ ein und gegen 22.00 Uhr fuhren wir wieder zurück ins Hotel und ich fiel sofort ins Bett und in einen tiefen Schlaf.

Sonntag, 21.10.2018

Am Sonntag besuchten wir zunächst das Historische Museum in Xi’an mit vielen Grabfunden aus zahlreichen kaiserlichen Dynastien – allerdings war hier auch die Hölle los und wir schoben uns mehr durch das Museum, als dass wir gingen und in Ruhe schauen konnten. Trotzdem interessant.

Danach fuhren wir zu einer Jadeschnitzerei und kauften einen Buddha. Uns wurde aber sofort ans Herz gelegt, daß man einen Buddha nicht „kauft“ – man lädt ihn zu sich nach Hause ein – okay – er wurde eingeladen und trotzdem haben wir ihn bezahlt 🙂
Bevor es zum zweiten Highlight der Reise ging (die Terrakotta-Armee), wurden wir noch in die chinesische Teekultur eingeweiht – natürlich probierten wir und kauften auch Tee – wir trinken heute noch davon. Und es ist wie immer: Im Urlaub schmeckt es super – sei es Wein oder eben auch Tee – zu Hause überlegt man sich, warum man sich damit eingedeckt hat. Der Geschmack ist im wahrsten Sinne des Wortes wohl „auf der Strecke“ geblieben.

Die Chinesen trinken keinen Tee – sie zelebrieren das und ich fand das sehr schön, anzusehen und mitzuerleben. Bei dieser Zeremonie werden zunächst die Teeschalen und die Kanne mit heißem Wasser gereinigt und vorgewärmt. Dann werden die Teeblätter in die Kanne gegeben und mit heißem Wasser übergossen. Dieser erste Aufguss öffnet nur die Blätter und mildert die Bitterkeit der späteren Aufgüsse – er wird sofort in die Schälchen abgegossen und nicht getrunken. Er heißt „Aufguss des guten Geruchs“. Die Kanne wird ein zweites Mal mit Wasser gefüllt, der Tee zieht darin etwa 10 bis 30 Sekunden. Der Aufguss wird dann entweder „schichtweise“ gleich in die Teeschalen oder zunächst in ein Dekantiergefäß gegeben, damit jeder Gast die gleiche Aufgussqualität erhält. Das ist der „Aufguss des guten Geschmacks“. Die Aufgüsse werden mehrfach wiederholt, wobei die Teeblätter in der Kanne bleiben. Bei guter Teequalität sind mehrere Aufgüsse möglich (Aufgüsse der „langen Freundschaft“). Dabei lässt man den Tee jeweils etwas länger ziehen als zuvor. Da die Teeblätter unmittelbar nach einem Aufguss nicht weiter ziehen sollen, wird der Tee sofort vollständig aus der Kanne ausgeschenkt. Jeder Aufguss schmeckt anders. In einer verfeinerten Variante der Teekunst wird der Aufguss zunächst in Duftbecher gegossen und von diesen in die Trinkschalen; der Teetrinker begutachtet dann das Aroma des Tees zunächst durch Riechen am geleerten Duftbecher. Von den verschiedenen Teesorten wird der Grüntee von den meisten Chinesen bevorzugt.

Und dann ging es zur Terrakotta Arme – ich war unheimlich aufgeregt. Was wir nicht wußten: Die Terrakotta-Armee wurde erst 1974 entdeckt, als ein Bauer nach bei Xi’an nach einer Dürreperiode über mehrere Wochen nach einer Wasserader suchte und auf die ersten Tonsoldaten stieß. Mittlerweile sind mehr als 8.000 Soldaten ausgegraben worden – sie sollen bis zu 2.200 Jahre alt sein
Die erste Erklärung besagt, dass die Terrakotta-Armee im Jenseits dazu dienen sollte, den ersten Qin-Kaiser zu schützen. Er wollte nach seinem Tode die gleiche Behandlung erhalten, die ihm zu seinen Lebzeiten gewährt wurde und Soldaten in seinem Dienst haben. Die Rolle der Terrakotta-Armee sollte die sein, das gesamte Mausoleum zu bewachen.

Ich konnte mich gar nicht satt sehen und stellte fest, mit vornehmer Zurückhaltung kommst du niemals nach vorne für die besten Blicke und Fotos. Wieder einmal sahen wir, daß die Chinesen teilweise echt rücksichtslos an uns rumrissen und uns wegschoben, sich vor uns breit machten und recht dreist vordrängelten. Ich bin ja lernfähig und Männe hat laut lachen müssen, als ich mir nach 5 Minuten die gleiche Kunst angeeignet hatte, wild entschlossen meine Ellbogen einsetzte und mich vor meine Vordermänner- und -Frauen schob und drängelte. Kann ich auch! Aber es war soooo spannend und ich hätte noch Stunden hier verbringen können – nur ganz ehrlich, die Fotos werden nicht anders – der Soldat guckt immer gleich. Und noch heute wird hier täglich weiter ausgegraben und restauriert.

Nachdem wir völlig ergriffen wieder im Hotel eingetroffen sind, dachten wir, jetzt wäre mal ein klein wenig europäisches Essen recht (Kulturbanausen) und wir machten uns auf den Weg zum gegenüberliegenden Hotel mit einem italienisches Restaurant. Die chinesischen Spaghetti Bolognaise von Männe waren klasse und meine chinesische Pizza mit scharfer Salami sensationell.

Am nächsten Morgen besichtigten wir die große Wildganspagode und danach genossen wir eine einstündige Fahrradtour auf der alten Stadtmauer von Xi’an. Das war richtig toll.

Am Mittag – bevor es weiter zum Weiterflug nach Guilin ging – erlebten wir noch ein „Maultaschenbankett“ – wir hatten keine Ahnung, was uns erwartete. Es wurde schnell aufgeklärt: Wir bekamen Unmengen von verschiedenen Maultaschen serviert – farblich unterschiedlich, geschmacklich unterschiedlich und mit verschiedensten Füllungen. Uns hat es sehr gut geschmeckt und leider erreichte mich das Sättigungsgefühl viel zu früh. Es war alles sehr, sehr lecker und toll hergerichtet – man traute sich gar nicht, in diese kleinen, goldigen Dingerchen hineinzubeißen.

Und auch hier hieß es dann wieder: Auf Wiedersehen Xi’an – du warst aufregend. Für uns ging es an den Flughafen zu unserer nächsten Station Guilin.