Banksy Ausstellung in München: Kunst und/oder Provokation?

Wir waren Anfang April in der in München stationierten „unautorisierten“ Banksy-Ausstellung.
Banksy ist das Pseudonym eines britischen Streetart-Künstlers. Seine Schablonengraffiti wurden anfangs in Bristol und London bekannt. Seine Aktivitäten auch außerhalb des Vereinigten Königreichs machten Banksy weltweit bekannt. Banksy bemüht sich, seinen bürgerlichen Namen sowie seine wahre Identität geheim zu halten.

Wer ist Banksy?Banksy bedient sich der Taktiken der Kommunikationsguerilla, insbesondere bei seinen Inspirationsquellen (wie der des französischen Pochoir-Künstlers Blek le Rat und Massive Attacks Frontman Robert del Naja, alias 3D) und der Adbusters, um eine alternative Sichtweise auf politische und wirtschaftliche Themen zu bieten. Er verändert und modifiziert dabei oft bekannte Motive und Bilder. Er nahm Auftragsarbeiten für wohltätige Zwecke an, etwa für Greenpeace, und gestaltete eine Reihe von CD-Covern, unter anderem für das Label Wall of Sound sowie 2003 für die Band Blur.

Neben der Umsetzung von Schablonengraffiti installierte Banksy eigene Arbeiten auch unautorisiert in Museen. Auf diese Weise hingen Arbeiten von ihm im Londoner Tate Modern, New Yorker Museum of Modern Art, Metropolitan Museum of Art, Brooklyn Museum, American Museum of Natural History und im Louvre. Im Mai 2005 wurde Banksys Version einer Höhlenmalerei, die einen jagenden Menschen mit Einkaufswagen zeigte, im British Museum gefunden. Seit 1999 zeigte Banksy seine Werke mehrmals in selbstorganisierten Ausstellungen, da er Galerien sowie den traditionellen Kunstbetrieb dem Vernehmen nach ablehnt. Seine Abneigung gegen den heutigen Kunstbetrieb zeigte sich auch in einer Aktion in New York im Oktober 2013, bei der Bilder zu Schnäppchenpreisen an unwissende Laien verkauft wurden.

So – genug Theorie und Wissen – jetzt mal Bilder von Banksy – ich beginne mal mit seinem wohl berühmtesten „Girl with balloon“

Für das „Girl with a Balloon“ verwendete Banksy seine charakteristische Schablonentechnik, die aufgrund ihrer schnellen und präzisen Anwendung zum Synonym für seinen Stil geworden ist. Diese Technik ist in der verborgenen Welt der Graffiti-Kunst unverzichtbar.

Und dazu gabs in der Ausstellung ein Video. Dieses Bild wurde in 2018 in einer Auktion für 1,2 Mio Euro versteigert. Direkt im Anschluß, nach dem der Hammer fiel, begann das Bild in seinem Rahmen herunter zu rutschen und aus dem Bilderrahmen kamen geschredderte Schnipsel. Man sieht in diesem Video die entsetzten Blicke der Menschen dieser Auktion und es wurde auch ein Alarm ausgelöst.

Das Werk zeigt ein Mädchen, dessen Haare und Kleid im Wind wehen und das nach einem roten, herzförmigen Luftballon greift. Die Geste und der rote Luftballon vermitteln eine starke Botschaft, die auf verschiedene Weise gelesen werden kann. Die Bedeutung kann als Verlust der Unschuld oder als Ankunft neuer Hoffnung und Liebe interpretiert werden. Dieses Werk erschien ursprünglich 2002 in der Londoner Southbank, wurde aber später von der Stadtverwaltung übermalt. Daraufhin produzierte Banksy es in einem neuen Kontext und veröffentlichte eine geringe Auflage als unsignierten und signierten Siebdruck. Einer von seinen gerahmten Drucken aus dem Jahr 2006 stand zur Versteigerung an. Wenige Augenblicke, nachdem das Bild für 860.000 Pfund verkauft wurde, löste der heimlich in den Rahmen eingebaute Schredder aus und zerstörte die Leinwand. Mit diesem Statement zur Kommerzialisierung seiner Arbeit schrieb Banksy in der Kunstbranche Geschichte. Am 14. Oktober 2021 wechselte das halb geschredderte „Girl with Balloon“ mit seinem neuen Titel „Love is in the Bin“ („Die Liebe ist im Eimer“) den Besitzer. Im Londoner Auktionshaus Sotheby‘s kam das Werk für 16 Millionen Pfund unter den Hammer.

Banksys Werke sind oft zeitkritisch, auch seine Abneigung gegen Krieg und Ausgrenzung sind in seinen Werken deutlich zu sehen und zu spüren wie zb. hier:

Dieses Bild „Kissing Coppers“ wurde ursprünglich in einem Pub in Brighton enthüllt. Dieses Werk feiert die Toleranz in einer Stadt, die seit den 1960-ern für ihre Schwulenfreundlichkeit bekannt ist. Aber noch bis zum Jahr 2000 waren Heterosexuelle vom Dienst bei den britischen Streitkräften. ausgeschlossen.

Banksy, wie er sich selbst sieht:

Ein Bild, das zu meinen Favouriten in der Ausstellung gehörte:

Mit einer Breite von 4 Metern ist das gigantische „Devolved Parliament“ Banksys größte bekannte Leinwand. Das Gemälde zeigt auf beißend satirische Weise den Debattiersaal des britischen Unterhauses, doch statt debattierender Abgeordneter ist das „House of Commons“ hier mit Schimpansen gefüllt. Obwohl es bereits 2009 gemalt wurde, haben viele Kommentatoren Vergleiche zur aktuellen Politik und dem Chaos im Parlament wegen des Brexit gezogen. Das Werk wurde erstmals in der Ausstellung „Banksy vs. Bristol Museum“ gezeigt und trug zum Zeitpunkt der Ausstellung den Titel „Question Time“, wurde allerdings nach einer späteren Überarbeitung in „Devolved Parliament“ umbenannt.

Und ich könnte euch noch einiges über diese faszinierende Ausstellung erzählen, aber ich zeige euch lieber noch ein paar von Banksys Bildern, die mich alle fasziniert und zum Überlegen und Nachdenken angeregt haben.

Beim Verlassen der Ausstellung trifft man noch auf dieses Bild:

Das hat mich sehr erschüttert – eine Friedenstaube, die im Visier einer Waffe ist – unglaublich emotional finde ich.

Alles in allem eine sehr interessante, emotionale und wirklich sehr gut gemachte Ausstellung und ich habe Hochachtung vor dem Künstler, der so offen mit seiner Abneigung gegen Gewalt, Krieg, Hass und Diskriminierung umgeht und dies auch zeigt.

Veröffentlicht von Kerstins Reisefotos und mehr...

Reisefreudig, Fotografie-süchtig, fast immer gut gelaunt, Optimistin... Fotografie ist mein Leben - meine Leidenschaft - mein Yoga

2 Kommentare zu „Banksy Ausstellung in München: Kunst und/oder Provokation?

  1. Banksys Popularität speist sich im Wesentlichen aus der Wirkung seiner provokanten Motive und dem Mythos seiner Anonymität. Als Künstler halte ich ihn für deutlich überbewertet. Es gibt zahlreiche Street-Art-Künstlerinnen und -Künstler, deren Arbeiten inhaltlich wie ästhetisch weitaus spannender sind – sie stehen lediglich weniger im medialen Rampenlicht und betreiben kein vergleichbares Selbstmarketing.

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