
Nachdem wir wieder in unserem Hotel angekommen waren, versuchten wir nochmals, unsere Eltern in Deutschland telefonisch zu erreichen und nach dem gefühlt 100. Versuch klappte es endlich. Ich war erleichtert und unsere Eltern auch.
Am 12. September liefen wir planlos in New York herum – auf der 5th Avenue konnte man Kilometer auf der Strasse laufen, es war kaum Verkehr – die Stadt war einfach gelähmt. Nachdem der Luftraum erst mal für einen Tag gesperrt wurde, erfuhren wir, daß vor Montag, den 17. 09. wohl kein Flug nach und aus New York gehen würde, mussten wir unseren Weiterflug nach San Francisco umbuchen, ein fast unmögliches Unterfangen, weil keiner wußte, wann wohin geflogen wurde. Wir mußten unser Hotel verlängern, da wir am Donnerstag abgereist wären. Um irgendetwas sinnvolles zu machen, marschierten wir ins Guggenheim Museum – sehr sehenswert. Wir liefen Kilometer im Central Park umher – am Tag drauf hatten wir Karten für das Musical „The Lion King“. Wir vermuteten, daß das abgesagt wurde – dem war aber nicht so. Nachdem wir für die Karten nicht nur Geld sondern auch viel Mühe verwendet hatten (Karten hatten wir ziemlich kurzfristig gekauft), gingen wir auch hin. Es hätte ja keinem etwas genutzt, wenn wir im Hotelzimmer sitzen geblieben wären. Das ganze Ensemble kam zunächst auf die Bühne und wir legten eine Schweigeminute ein und dann versuchten wir, den Abend zu genießen. So richtig gelang es uns nicht. Wir waren sehr wenige im Theater – klar, viele wären ja von außerhalb gekommen, aber nachdem New York auch für Autos gesperrt war, kamen kaum Leute.
Abendessen wurde langsam zur „Jagd“ – vielen Restaurants gingen die Lebensmittel aus. Es kam ja kaum ein Auto in die City rein. „Out of food“ lasen wir sehr oft. Wir liefen jeden Tag zum Reisebüro und erkundigten uns, wann wir weiterfliegen könnten. Jeden Tag die Aussage „we have no idea“.
Freitag dann die Aussage, am Montag würden die ersten Maschinen wieder starten – wir bekamen Tickets für die zweite Maschine, die aus New York raus fliegen würde – um 6.30 Uhr. Nach San Francisco. Nur hatten wir da ja kein Hotel mehr, denn das hätten wir ja donnerstags aufgesucht und wären dann Montag weiter nach Hawaii geflogen. Also Ticket nach San Francisco und Umsteigen und dann weiter nach Hawaii. Zwischenzeitlich dachten wir daran, unsere Hochzeitsreise abzubrechen. Aber was hätte das gebracht? Nix.
Montag waren wir um halb 5 Uhr am Flughafen, wir wurden vorgewarnt, daß die Hölle los sein werde. So wars auch, man brauchte viel Geduld und Zeit. Als wir am Schalter standen und unsere Tickets vorzeigten, meinte die Dame vom Bodenpersonal: „Wir müssen Sie darauf aufmerksam machen: Sollte dieses Flugzeug die vorgegebene Flugroute verlassen, werden sie von Kampfjets abgeschossen“. Meine Güte – das hat echt „beruhigt“.
Im Flugzeug waren alle Passagiere recht locker, es war aber eine besondere Stimmung. Nur wenn einer der Passagiere im Gang entlang auf die Toilette ging, gingen alle Köpfe in Richtung der Person – was macht der, wo geht der hin? Ach Toilette – gut – und kommt auch wieder raus – noch besser – geht zurück auf seinen Platz – perfekt.
In San Francisco ins andere Flugzeug und dann Richtung Hawaii – da waren wir irgendwie recht froh, daß man von diesem Zirkus etwas weg kam. Richtig entspannen konnte man jedoch nicht. Auf Hawaii angekommen war unser erster Eindruck: Hier ist ja gar nix los. Klar, wer setzt sich nach diesen Anschlägen freiwillig in einen Flieger, wenn er nicht wirklich muß??? Wir suchten nach Taxen, fanden aber nur Privatautos, die die Touristen fuhren. Unser Fahrer war bis zum Anschlag noch Chefkoch im Hilton Hotel, wurde entlassen… klar, wenn keine Touris kommen, braucht man auch keinen Chefkoch.
Wir bemühten uns wirklich, die letzten 10 Tage zu genießen, das Hotelpersonal war sehr freundlich und zuvorkommend, die hawaiianische Landschaft und Natur haben wir genossen. Wir wurden – und das lies uns nicht wirklich zur Ruhe kommen- doch von vielen angesprochen, wo wir denn jetzt herkämen und als wir dann New York nannten, dann wollten sie natürlich wissen, was dort los sei….
So richtig, richtig durchgeschnauft haben wir erst, als unser Flieger nach Hause in München aufgesetzt hatte – daaa wußten wir, jetzt kann uns eigentlich nix mehr passieren. Mann Mann Mann, wer hätte gedacht, daß diese Flitterwochen soooo „unvergeßlich“ werden würden…
2016 waren wir nochmals für ein paar Tage in New York und konnten diese Zeit dann richtig genießen.











Ui, das mit den Kampfjets hätte mich tatsächlich auch beunruhigt. 🤨 Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern wie ich den ganzen Tag zu Hause vor dem Fernseher gesessen habe und fassungslos war.
Für euch war das aber noch viel krasser…
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Egal, wen du fragst – jeder weiß, was er an diesem Tag zu dieser Zeit gemacht hat…
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